Dogmatik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dogmatik ist ein eigenständiges Lehrfach an katholischen und evangelischen theologischen Fakultäten über die dogmatische Auslegung des Inhalts der christlichen Glaubenslehre. Die Dogmatik nimmt besonders in der römisch-katholischen Kirche eine zentrale Stellung ein, da hier die Glaubenswahrheiten der katholischen Kirche vermittelt werden. Sie ist neben den Fachgebieten der Christlichen Ethik (Theologische Ethik und Moraltheologie) sowie Christliche Sozialethik (Christliche Soziallehre) und der katholischen Fundamentaltheologie Teilgebiet der Systematischen Theologie. Die Darstellung der historischen Entwicklung der Dogmen ist Gegenstand der Dogmengeschichte.

Begriff und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das griechische Wort Dogma bedeutete ursprünglich eine rechtliche Verordnung[1] oder eine philosophische Grundlehre. In der christlichen Dogmatik geht es um Glaubenslehren. Der Begriff „Dogmatik“ kam erst im 17. Jahrhundert auf, das damit verbundene Anliegen ist aber weit älter. Als erste christliche Dogmatik gilt das theologische Hauptwerk von Origenes, De principiis (deutsch: Von den Grundlehren). Im späteren Mittelalter wurden die vier Bücher Sententiarum (über die Grund-Sätze) des Petrus Lombardus und die Summa theologiae (Zusammenfassung der Theologie) des Thomas von Aquin sehr einflussreich.[2]

Zwischen Dogmatik und Theologischer Ethik bestehen Wechselwirkungen. So kann etwa eine bestimmte eschatologische Sicht, nämlich eine starke Naherwartung, zum Verzicht auf langfristige Planung führen. Dann hat eine bestimmte dogmatische Vorstellung ethische Konsequenzen. Es gibt aber auch das Umgekehrte: Aus dem universalen Missionsauftrag (Ethik) kann Gottes Interesse an allen Menschen (Dogmatik) erschlossen werden.[3]

Teilgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wichtige Teilgebiete (Traktate) der Dogmatik sind:

sowie zusätzlich in der katholischen Theologie:

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die theologische Dogmatik versucht, ein Lehrgebäude auf tragende Grundsätze zurückzuführen. Darüber hinaus soll das Ganze der Offenbarung und des christlichen Glaubens entwickelt werden. Die katholische und die orthodoxe Theologie versucht, einzelne zentrale Glaubenswahrheiten in den verbindlichen Lehrentscheidungen (Dogmen) der Kirche aufzuzeigen. Die Theologie begründet, entfaltet und deutet diese Lehrentscheidungen.

Ähnlich kann der Begriff auch in Bezug auf andere Wissenschaften verwendet werden. So ist die Rechtsdogmatik etwa der Versuch einer systematischen Entwicklung und Darstellung geltenden Rechts. Ähnlich ist die Verwendung des Begriffes „Dogmatik“ in der Ökonomie möglich.

Zu unterscheiden ist der Begriff der Dogmatik zum einen von dem der deduktiven oder enger axiomatischen Methode, in der ausgehend von wenigen Basisaussagen (Axiomen) andere Lehrsätze oder Schlussfolgerungen abgeleitet werden. Zum anderen vom Dogmatismus, einer Geisteshaltung, die unkritisch bestimmte Überzeugungen („Dogmen“ im übertragenen Sinn) als nicht hinterfragbar festhält und so die Freiheit des Denkens und Weiterentwicklung der Wissenschaft behindert.

Das Spektrum systematisch-theologischer und dogmatischer Aussagen ist naturgemäß sehr breit gefächert. Neben der Gemeinsamkeit im apostolischen oder nicaenischen Glaubensbekenntnis gibt es sowohl konfessionelle Unterschiede, wie evangelische, katholische, orthodoxe Theologie, als auch verschiedene theologische Schulen, wie fundamentalistisch, konservativ, evangelikal, liberal, dialektisch, existenzial, feministisch, befreiungstheologisch usw., die Deutungen anbieten.

Dogmatiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dogmatiker sind Theologen, die sich mit dem Fachgebiet der Dogmatik befassen. Bedeutende Dogmatiker sind in der entsprechenden Kategorie verzeichnet.

Im Alltagsgebrauch bezeichnet man als Dogmatiker eine Person, die sich (im Negativen) stur weigert, von bestimmten Grundsätzen abzulassen.

Auch die Vertreter einer medizinischen Richtung, die wie Diokles von Karystos und Praxagoras von Kos die hippokratische Medizin theoretisch (und spekulativ) weiter ausbauten, wurden als Dogmatiker bezeichnet.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerhard Sauter: Dogmatik I. Enzyklopädischer Überblick und Dogmatik im deutschsprachigen Raum. S. 41–77.
Anders Jeffner: Dogmatik II. Dogmatik in den nordischen Ländern. S. 77–92.
Alasdair Heron: Dogmatik III. Dogmatik in Großbritannien. S. 92–104.
Frederick Herzog: Dogmatik IV. Dogmatik in Nordamerika. S. 104–116.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Dogmatik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. z. B. eine von Kaiser Augustus angeordnete Volkszählung (Lk 2,1 EU).
  2. Horst Georg Pöhlmann: Abriss der Dogmatik. Ein Kompendium. Gütersloh 1973, 4. Auflage, S. 19f (Kap. I, A).
  3. Franz Graf-Stuhlhofer: Der Weg vom Bibellesen zu dogmatischen und ethischen Einsichten, in: Paul R. Tarmann (Hg.): Wort und Schrift. Christliche Perspektiven. Perchtoldsdorf 2020, S. 97–128, dort 105–107.
  4. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 8 f. und 174, Anm. 11.